Die Vielfalt Handgeschöpften Papiers
Ersten Berichten zufolge, wurde die Papierherstellung in China vor mehr als 2000 Jahren erfunden. Von da aus verbreitete es sich über die Nachbarländer bis nach Kleinasien und die arabischen Länder.
Die Araber, so wird vermutet, brachten das Papier nach Europa und errichteten die ersten Papiermühlen in Spanien.
In Italien ist Papier erstmals gegen Ende des 11. Jahrunderts nachweisbar und die italienische Stadt Amalfi war eine der ersten europäischen Städte, die Büttenpapier, also handgeschöpftes Papier herstellten.
Hier lernte der Deutsche Ulman Stromer die Papiermühlen kennen und errichtete die erste Papiermühle in Nürnberg im späten 14. Jahrhundert.
Woher kommt die Vielfalt des Handgeschöpften Papiers?
Nach der Verbreitung der Papierherstellung in alle Welt, verfeinerten oder veränderten viele Völker die Papierherstellung auf die Gegebenheiten ihres Landes.
Bis heute hat sich in vielen Ländern das Handwerk des Papierschöpfens erhalten.
Die Vielfalt ist vor allem durch die Varietät der Materialien geprägt. Jedes Land nutzt ihre einheimischen Bäume.
In Nepal wird nach einer uralten Methode aus der inneren Rinde des Lokta-Baumes Papier hergestellt, auch die innere Rinde des Maulbeerbaumes dient dazu.
In den süd- und mittelamerikanischen Ländern griff man zu heimischen Zuckerrohr, Bananenstauden, Bambus und anderen einheimischen geeigneten Fasern.
In Afrika nutzt man Sisal und Buschgras. Die Unterschiedlichkeit der Fasern geben den Papieren einen einzigartigen Look und machen jedes einzelne zu einem Unikat.
Papierherstellung und Recycling
Papier wird nicht erst seit dem 20. Jahrundert aus recyclebaren Materialien hergestellt.
Sondern?
Im italienischen Amalfi wurden bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts Lumpen als Rohstoff verwendet.
Diese wurden dann zerkleinert und bis zur kompletten Entfaserung gestampft.
Die so gewonnene Masse wurde dann in eine so genannte Rührbütte geschüttet und von einem Arbeiter mit Hilfe eines Rahmens auf dem ein feines Netz gespannt war, aus dem Behälter „geschöpft“.
Papierschöpfen eine umweltfreundliche Kunst?
Immer wieder wurden zur Papierherstellung auch Materialien benutzt, soweit sie von der Faserqualität her, zur Papierherstellung geeignet waren. Heutzutage ist Altpapier ein willkommenes Material.
Auch in anderen Ländern besinnt man sich und nutzt nachwachsende Rohstoffe zur Herstellung von handgeschöpftem Papier.
Ein Besuch bei einer Papierschöpferin
Papierschöpfen hat alte Tradition. Es gibt noch professionelle Papierschöpfer aber auch viele Menschen, die es aus Passion machen.
An der Technik hat sich wenig geändert. Heute benutzt man höchstens einen Mixstab um die Pulpe, den Papierbrei, feiner und einfacher zu verkleinern.
Auch am Material hat sich nicht all zu viel geändert. Nachwachsende Naturfasern werden vielfach genutzt und Altpapier ist heutzutage für Papierschöpfer ein willkommenes Material.
Zeit, eine Papierschöpferin zu besuchen.
In einem kleinen Ort, in der Nähe des hübschen Algarve-Städtchens Alte wohnt eine Papierschöpferin, die sich hier ihrer Leidenschaft widmet. Begonnen hat sie vor zehn Jahren handgeschöpftes Papier herzustellen.
In einem Winkel ihres Gartens arbeitet sie bevorzugt. Dort hat sie die Bütte (das Wasserbecken), genug Arbeitsfläche und den Siebrahmen, das wichtigste Instrument für die Herstellung.
Wir haben bereits Kräuter getrocknet, die wir ins Papier einfügen wollen.
Die Pulpe wurde bereits am Vorabend vorbereitet, d. h. Altpapier zerkleinert und mit heissem Wasser übergossen. So bleibt die Masse über Nacht, dass sich die Fasern gut zersetzen können.
Dann geht es los. Mit dem Siebrahmen schöpft (hier kommt das Aha-Gefühl, warum Papierschöpfen …) man den flüssigen Papierbrei aus dem Becken und mit gezielten Bewegungen auf und ab lässt man das Wasser abfliesen, bis die Pulpe auf dem Sieb liegt und eine Ähnlichkeit mit dem aufweisst, was wir als handgeschöpftes Papier kennen.
Wir legen unsere Kräuter auf das Papier und drücken sie etwas fest. Jetzt muss dass Papier vom Sieb auf trockene Lappen und Filze gelegt werden. Ein geübter Griff von ihr zeigt uns, wie bereitwillig das Papier sich löst.
Eine einfache Technik, die doch auch ihre Übung braucht. Tücher und Filzlappen saugen das restliche Wasser unserer Schätze. Zum Schluss beschweren wir den Lappenhügel.
Nun heisst es Geduld, denn das Papier muss trocknen. Zeit für einen Tee oder einen Kaffee. Auch ein Spaziergang ist möglich. Die Herstellung von handgeschöpften Papier hat einen sehr angenehmen Effekt.
Man wird ruhiger, arbeitet in ruhiger Weise vor sich hin. Je nach Wetterlage dauert das Trocknen. Doch nach kurzer Zeit kann man schon Tücher und Filz abnehmen und sich an dem selbst geschöpften Papier erfreuen.
Nun sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, zu was man sein Papier verwenden möchte. Mit Kräutern hergestelltes handgeschöpftes Papier ist äusserst dekorativ und verschönert in einem Bilderrahmen jeden Wohnraum.
Hanfpapier
Vor ca. 2000 Jahren erfanden die Chinesen das Hanfpapier. Noch bis 1883 wurden zwischen 75 – 90 Prozent der weltweit produzierten Bücher, Bibeln, Landkarten, Wertpapiere und Zeitungen aus Hanf hergestellt. Hanftextilien waren damals eine wichtige Quelle für Papier.
Warum wurde die Produktion dann auf Holz umgestellt?
Mit der Zeit wurde die Papierherstellung aus Holz billiger.
Welche Vorteile hat Hanfpapier?
Papier aus den Bastfasern des Hanfes ist in jeder Hinsicht ein Spitzenpapier. Es hat eine sehr gute Festigkeit und übertrifft die Lebenserwartungen von Papier aus Holz um Längen.
Hanf ist zudem ein jährlich nachwachsender Rohstoff, was in Zeiten umweltbewusstem Handelns eine Pluspunkt ist.
Wie sieht es mit den Nachteilen aus?
Auch wenn Hanf die fünf- bis sechsfache Ertragsleistung des Waldes bringt, ist der Arbeitsaufwand wesentlich grösser und damit sind auch die Kosten höher. Hanf muss jährlich gesät und gedüngt werden.
Dadurch ist Hanfpapier auch drei – fünfmal so teuer als Papier aus Holz. Ein letztes ist auch die Frage, wo man so viel Hanf anpflanzen kann?