Ist Selbstmedikation einfach?
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Kann Selbstmedikation einfach und hilfreich sein? 60 % aller verkauften Arzneimittel benötigen kein Rezept. Diese Zahl zeigt uns, dass Selbstmedikation immer aktueller wird. Bevor Sie zur Selbstmediaktion greifen, konsultieren Sie Ihren Arzt zur Sicherheit.
Wer selbst zu Tabletten greift, ohne vorher den Arzt oder Therapeuten zu befragen, sollte nicht nur die Möglichkeiten sondern auch die Risiken sehen. Selbstmedikation ist kein Spiel ohne Grenzen.
Was heisst Selbstmedikation und wo fängt sie an?
Sie fängt an, wenn wir Schnupfen mit Kamillendampfbad für die Nase bekämpfen wollen, oder die beginnende Grippe mit Ingwertee vermeiden wollen.
Viele von uns kennen schon „ihre Schwachstellen“, stimmt’s?
Einer leidet mehr an Kopfschmerzen, während der andere öfter eine Magenverstimmung bekommt.
So wird in der Hausapotheke manche Arznei aufbewahrt und in der Küche findet sich mancher hilfreicher Tee.
Warum Selbstmedikation?
Im Zeichen immer teurerer Lebenshaltungskosten, steigen auch die Preise für unsere Gesundheit.
Ein Arztbesuch ist teuer und so versucht man es erst selbst einmal.
Zum anderen misstrauen immer mehr Menschen den verschreibungspflichtigen Pillen und Tropfen. Zuviel haben wir schon gehört von Nebenwirkungen und Langzeitschäden.
Keine Wirkung ohne Risiko?
Viele glauben, dass ein bisschen Tee ja nicht schaden kann. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Kräuter Drogen sind und einen gewissen Respekt verdienen.
Und – wir erwarten doch auch eine gewisse Wirkung und die, richtig dosiert.
Johanniskraut und Sonnenhut sind zum Beispiel unter Verdacht geraten,die Zeugungs- und Empfängnisfähigkeit zu beeinträchtigen.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)widerrief 2002 die Zulassung für Kava-Kava (gegen Angstzustände) und kavainhaltige Heilmittel, nachdem mehrere Fälle von Leberversagen und sogar Todesfälle in der Folge der Einnahme bekannt wurden.
Das pflanzliche Herzglykosid Digitoxin, kann in höheren Dosen zum Herzstillstand führen.
Welche Risiken gibt es?
Die Risiken liegen in der Unkenntnis oder Fehleinschätzung der Medikamentenwirkungen und in der Überdosierung.
Wer weiss, was ihm gut tut, ist schon mal gut beraten.
Wer Hausmittel aus dem Familien- und Bekanntenkreis bekommt, sollte sich auch über die genaue Dosierung informieren oder mit kleinen Mengen beginnen.
Wer in den Medien von Präparaten hört und diese ausprobieren will, sollte sich bei der entsprechenden Bezugsstelle z. B. in der Apotheke oder im Reformhaus informieren, ob es auch für ihn geeignet ist.
Wer sich online zum Kauf entschliesst, sollte unbedingt den Beipackzettel beachten.
Der Beipackzettel ist nicht umsonst in der Schachtel!
Die andere Gefahr liegt in der Überdosierung, wenn zuviel auf einmal genommen wird oder ganz nach eigenem Ermessen nach dem Motto „viel
hilft viel“.
Wichtig ist zu wissen, dass natürliche Heilmittel auch eine gewisse Zeit benötigen, bis sie wirken.
Bestimmte Arzneitees sollten auch nicht über einen längeren Zeitraum hinweg, eingenommen werden.
So kann Pfefferminztee, wenn er über einen längeren Zeitraum in grösseren Mengen getrunken wird, Magenschmerzen verursachen, anstatt sie zu nehmen.
Welche Möglichkeiten der Selbstmedikation gibt es? Voraussetzung für jede Selbstmedikation ist, dass man die vorliegende Störung erkennt und mit ihr umgehen kann.
Umgekehrt bedeutet dies: alle Störungen, von denen man nicht weiß woher sie kommen oder bei denen man unsicher ist, müssen vom Arzt untersucht werden.
Das Beobachten des Körpers und der Beschwerden ist eine unerlässliche Voraussetzung der Selbstmedikation.
Hilft das eingenommene Präparat?
Gehen die Symptome zurück oder kommen vielleicht andere Beschwerden dazu?
Hinweise bei der Verwendung von Arzneitees:
Arzneitees helfen bei leichteren Erkrankungen. Bei länger andauernden Beschwerden, bei Schmerzen und bei unsicherer Diagnose sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Nur solche Arzneipflanzen selber sammeln, die man sicher erkennt (geschützte Pflanzen sind tabu). Eine große Auswahl an getrockneten Heilpflanzen kann man in der Apotheke als Loseware erhalten.
Arzneitees sollten an einem kühlen, luftigen, dunklen Ort aufbewahrt werden. Da ihre Wirksamkeit bei längerer Lagerung nachlässt, sollten offene Arzneitees (Loseware) nicht länger als ein Jahr aufbewahrt werden.
Fertigprodukte sind durch Verpackung in Aromaschutzbeuteln je nach Sorte 18 bis 36 Monate haltbar.
Auch Arzneitees können Inhaltsstoffe enthalten, die auf Dauer unverträglich sind oder bei permanenter Einnahme ihre Wirksamkeit verlieren. Deshalb sollten Tees nicht länger als drei Wochen eingenommen werden.
Wo sind die Grenzen der Selbstmedikation?
Allgemein gilt:
Überprüfen Sie Ihre eigene Diagnose immer mit einem Arzt oder Heilpraktiker.
Dauern die Beschwerden länger als drei bis vier Tage unvermindert an, muss ebenfalls der Arzt aufgesucht werden.
Keine Restbestände aus der Hausapotheke einnehmen. Antibiotika ist nicht gleich Antibiotika. Es wird auf die entsprechende Infektion hin
verschrieben und kann nicht an die Schwester z. B. weitergegeben werden.
Augentropfen sind nur sechs Wochen haltbar und dürfen danach nicht mehr angewendet werden.
Kinder benötigen andere Medikamente als Erwachsene – vor allem Kleinkinder und Säuglinge haben einen anderen Stoffwechsel.
Schmerzmittel im Langzeitgebrauch erhöhen das Risiko für medikamentenbedingte Kopfschmerzen.
In bestimmten (Not-)Fällen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dies ist beispielsweise notwendig bei – Herzkrankheiten
– Herz-Kreislauf-Beschwerden
– Bluthochdruck
– Zuckerkrankheit
– Leber- und Nierenfunktionsstörungen
– Ungewohnten Schmerzen, Fieber oder Blutungen
– Bei Kindern, Schwangeren, stillenden Müttern und Menschen über 60
Den Rettungsdienst (Tel: 112) sollten Sie rufen bei:
– Krämpfen
– Atemnot
– Plötzlich auftretenden Sehstörungen
– Plötzlichen Lähmungserscheinungen
– Bewusstlosigkeit
– Starken Herz-Kreislauf-Beschwerden
– Starke, offene Verletzungen
– Großem Blutverlust
– Plötzlich auftretenden starken Schmerzen